20 Jahre Aufstand – Solidarität mit den Zapatistas – Für revolutionäre Aufstände überall

Die Veranstaltungen im einzelnen:
Mittwoch, 18.12. 20h, New Yorck im Bethanien, Mariannenplatz 2a: Zapatistische Autonomie: Alternativen weg von der parlamentarischen Demokratie hin zu einer direkt-demokratischen Gesellschaft. Mit kleiner Einführung in den Aufstand & einem Bericht von Teilnehmer_innen über die Escuelita (kleinen zapatistischen Schule) sowie Berichte von Kooperativen als Beispiel internationalistischer Solidarität.
Von Gruppe B.A.S.T.A. und Kaffeekollektiv Aroma Zapatista
Donnerstag, 19.12., 20h, New Yorck im Bethanien: Diskussionsveranstaltung ohne Podium: Offener (selbstkritischer) Blick auf die Solidaritätsbewegung zum Kampf der Zapatistas. Wie sah sie aus, wie könnte sie aussehen?
Freitag, 20.12. 20h, New Yorck im Bethanien: !resistencia! Südmexico: Umweltzerstörung, Marginalisierung und indigener Widerstand. Veranstaltung mit dem Autor Luz Kerkeling.
Über das gleichnamige Buch, erschienen im Unrast Verlag:
Luz Kerkeling beschreibt und analysiert in ¡RESISTENCIA! die sozialen Konsequenzen, die die herrschende Politik in Mexiko für die indigenen Widerstandsbewegungen in Chiapas, Oaxaca und Guerrero hat. In einer detaillierten und aktuellen Untersuchung werden die Interessen der jeweiligen Akteur_innen dargestellt; darunter unterschiedliche Regierungsebenen, lokale Machthaber_innen, Militärs, paramilitärische Verbände, mexikanische und transnationale Unternehmen, internationale Finanzorganisationen sowie regierungskritische Gruppierungen, indigene Zusammenschlüsse und Guerillaorganisationen.
Im Zentrum der Studie, die auf über 110 Interviews basiert, stehen die Kritik an den Projekten von Wirtschaft und Regierung, die alternativen Vorschläge sowie die darüber hinausgehenden Zielvorstellungen der indigenen Organisationen, die sich im Widerstand gegen die mexikanischen Eliten und das globale kapitalistische System befinden. Die von den indigenen Bewegungen praktizierten Autonomieprozesse bieten inspirierende Ansatzpunkte für eine radikaldemokratische und solidarische Neuorganisation der gesellschaftlichen Verhältnisse, die weit über die Situation in Mexiko hinausgehen und somit von globaler Relevanz sind.
Mit finanzieller Unterstützung der Rosa-Luxemburg-Stiftung
Samstag, 21.12., 22h, New Yorck im Bethanien: Soli-Konzert & Party für zapatistische Autonomieprojekte (Eintritt 3-5€ Spende) mit Daddy Longleg (Punk/Münster) & Paul Geigerzähler & Mandoline Reloaded. Anschl. DJ Herr Mine! (80er,rmx,electro) & DJane la vaca loca. Alles rauchfrei.
Montag, 23.12., 20h, New Yorck im Bethanien/A-Cafe: Vokü, anschl. Dokumentarfilm „Wenn das Land zur Ware wird“ – Die Zerstörung der Lebensgrundlagen der indigenen Bevölkerung in Südmexiko (BRD/MEX 2013, 71 Minuten).
Der Dokumentarfilm von Zwischenzeit e.V. aus Münster thematisiert diesen Konflikt anhand des südmexikanischen Bundesstaates Chiapas. Er lässt betroffene Personen, widerständige Organisationen und auch Vertreter_innen aus Politik und Wirtschaft zu Wort kommen.
Anhand von Ölpalmenplantagen, Autobahnen, Tourismusprojekten und der erzwungenen Umsiedlung kleiner Dörfer in neu gebaute Kleinstädte zeigt er, wie im Namen sogenannter „Entwicklungsprojekte“, die Lebensgrundlage und die Umwelt vieler Menschen geraubt, ausgebeutet und zerstört werden. Neben dem Widerstand der Bevölkerung zeigt der Film auch die Zusammenhänge in den Globalen Norden auf, denn die Nachfrage nach Palmfett, Biosprit und exotischem Tourismus wächst weiter.
Freitag, 27.12. 20h La Casa, Wurzener Str. 6, Hellersdorf: „20 Jahre Aufstand der Würde“, einführende Veranstaltung zur zapatistischen Bewegung in Chiapas mit dem Film „Der Aufstand der Würde“ und aktuellen Infos.
Am 1. Januar 1994 erhoben sich im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas Tausende Indigene unter der Losung „Ya Basta!“ (Es reicht!) und kämpften zwei Wochen lang bewaffnet gegen die Regierung. Seitdem setzen sie sich mit friedlichen Mitteln gegen Ausbeutung, Rassismus, Unterdrückung der Frauen und Naturzerstörung ein und bauen eigene Strukturen auf. Die einstündige Dokumentation „Der Aufstand der Würde“ von Zwischenzeit e.V. bietet eine Einführung in das Thema sowie anschauliche Einblicke in selbstverwaltete Strukturen, das Politikverständnis der Zapatistas und die internationale Bedeutung der Bewegung. Zu Wort kommen vor allem Frauen und Männer von der Basis der zapatistischen Bewegung. Zwei Leute vom Ya-Basta-Netz und von CAREA e.V. stehen im Anschluss für Fragen und aktuelle Informationen zur Verfügung.
Freitag, 03.01., 20h, TheaterSpielRaum im Bethanien/Südflügel, Mariannenplatz 2b : Lesung mit Verpflegung(in dt. und span. Sprache): El Mundo es de nadie y por eso es de todos. „Geschichten vom Alten Antonio“ aufgeschrieben von Subcomandante Marcos.
„Der Alte Antonio kaut auf seiner Pfeife. Er kaut die Worte, gibt ihnen Form und Sinn.
Der Alte Antonio beginnt zu sprechen. Der Regen hält inne, um zu lauschen, und das Wasser und die Dunkelheit legen eine Atempause ein.“

Samstag, 04.01., 22h, Clash, Gneisenaustr. 2a: Fiesta Zapatista. Verspätete Feier zum 20. Jahrestags des Beginn des Aufstandes. Live: Daisy Chain (Arma Di Scelta) & Miss Zebra (Παράνοια) rap militante internationale, Irie Révoltés Sound System, Paco Mendoza (Sound Set) & Lucha Amada djs (musika rebelde, radical mestizo, latin-ska, punky reggae, cumbiamuffin sounds) & special guests! Mit Tombola…
davor, ab 20h: „Toda Musica es politica“ – Musik und Zapatismus, Vortrag und Diskussion mit Gabriela Gorjon
Am 1. Januar 2014 ist es genau 20 Jahre her, dass sich im Südosten Mexikos die zapatistische Befreiungsarmee EZLN erhob. Zeitgleich mit Inkrafttreten des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens NAFTA erinnerte die EZLN die Menschen in Chiapas, Mexiko und auf der ganzen Welt daran, dass für die indigene Bevölkerung Mexikos selbst die grundlegendsten Rechte noch immer nicht erfüllt sind: Arbeit, Land, Nahrung, Gesundheit, Bildung, Unabhängigkeit, Freiheit, Demokratie, Gerechtigkeit und Frieden, so ihre Forderungen, die so einfach wirken und doch so schwer umzusetzen sind.
Unerhört – eine Guerilla, die dem 20. Jahrhundert am Schluss noch ihren Stempel aufdrückt und dazu aus einem Winkel der Erde kommt, wo die Zeit still zu stehen scheint. Aber so geschah es. Und in der Folge mischten die Zapatisten mit ihrer innovativen Medienpolitik und popkulturellen Ideen linke und Kulturszene gleichermaßen auf, und zwar weltweit.
In der Lesung untersucht die Medienwissenschaftlerin und Linguistin Gabriela Gorjon aus Guadalajara (Mexiko), wie der Zapatismus in den letzten 20 Jahren die Texte von Musikschaffenden unterschiedlichster Länder beeinflusst hat und welche Auswirkungen er auf Lebens- und Arbeitsformen von (Musik-)Kollektiven weltweit hatte.
Sie wird auch darauf eingehen, welche Rückwirkungen die von den ZapatistInnen beeinflusste Musik wiederum auf die indigenen Aufständischen in Chiapas hat.
Veranstaltungen mit Büchertisch und Kaffee-Verkauf von Aroma Zapatista und anschließender Bar mit musika rebelde.
veranstaltet von: Ya Basta Berlin, Lucha Amada, CAREA e.V., Öku-Büro München
www.carea-menschenrechte.de http://luchaamada.blogsport.de/ http://www.ya-basta-netz.de.vu/
www.oeku-buero.de
¡Viva la Autonomía!
„Land und Freiheit!“ – 20 Jahre emanzipatorische Politik von links unten
Nachdem sie mit Demonstrationen, Petitionen und dem Aufbau von sozialen Organisationen jahrzehntelang vergeblich auf ihre miserable Situation als indigene Bevölkerung aufmerksam gemacht hatten, begannen die Zapatistas am 1. Januar 1994 im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas ihre Rebellion unter der Parole „Ya Basta!“ (dt. „Es reicht!“). Zwölf Tage kämpften sie bewaffnet für „Land und Freiheit“ und gegen den korrupten mexikanischen Staat, der für sie nur Missachtung, Hunger, Unterdrückung und Tod zu bieten hatte. Sie besetzten zahlreiche Ländereien der mächtigen Großgrundbesitzer und verteilten den Boden an Tausende Familien.
Der Aufstand der zapatistischen Befreiungsarmee (span.: Ejército Zapatista de Liberación Nacional) EZLN richtet(e) sich gegen Ausbeutung, Rassismus, patriarchale Unterdrückung und Naturzerstörung. Seit dem 12. Januar 1994 schweigen die Waffen der EZLN. Der zivile Kampf der Zapatistas für Emanzipation, Demokratie, Freiheit, Gerechtigkeit und Würde geht jedoch bis heute weiter.
Im Zuge des Aufstands organisierten sich die Frauen, die sich seitdem für eine Verbesserung ihrer Situation engagieren. Die Zapatistas und die gesamte indigene Bewegung fordern die Anerkennung indigener Rechte und einen Autonomiestatus innerhalb Mexikos für ihre Gebiete. Darüber hinaus fordern die Zapatistas, die sich als konsequent basisorientierte Bewegung verstehen, eine radikale Demokratisierung der gesamten Gesellschaft und eine Abkehr von der neoliberalen Wirtschaftspolitik.
In ihren Gemeinden arbeiten die Aktivist*innen trotz permanenter Repression durch die mexikanische Bundesarmee und rechtsgerichtete Paramilitärs unter großen Mühen am Aufbau eigener Strukturen in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Verwaltung, Rechtsprechung, Produktion, ökologische Landwirtschaft und Kommunikationsmedien (z.B. freie Radios).
Regierung und EZLN hatten 1996 die Abkommen von San Andrés über indigene Selbstverwaltung unterzeichnet, doch keine Regierung setzte die Verträge bis heute um, so dass die Zapatistas nun ohne ‚Erlaubnis‘ Fakten schaffen. Sie halten so im Gegensatz zur Regierung die Abkommen ein, die auch über internationale Rückendeckung durch die ILO-Konvention 169 zu indigenen Rechten verfügen, die Mexiko unterzeichnet hat. Die Zapatistas haben dabei beachtliche Erfolge erreicht: Die Alphabetisierung und die Bildungssituation haben sich deutlich verbessert, die Mütter- und Kindersterblichkeit hat signifikant abgenommen, die Gesundheitsversorgung und die Ernährungslage haben sich zum Positiven verändert und die pazifistischen Konzepte zur Lösung von Konflikten durch die Justizgremien der EZLN haben viel zur Befriedung des Bundesstaates beigetragen.
Ein wichtiges Charakteristikum der zapatistischen Bewegung ist, dass jeglichen Amtsträger*innen die Stimmen der Bevölkerung stets nur geliehen sind, dies bedeutet, dass sie sofort abgesetzt werden können, wenn sie ihre Aufgaben nicht zur Zufriedenheit der Basis erledigen. Dieses Prinzip nennen die Zapatistas „gehorchendes Befehlen“ (span.: mandar obedeciendo).
„Alles für Alle!“ – Eine andere Welt ist möglich!
Die Zapatistas nehmen keinerlei Regierungsunterstützung an, um so ihre soziale Bewegung vor Korruption und autoritärer Kontrolle zu schützen. Ihre Rebellion wird vor allem über nicht entlohnte Kollektivarbeit durch Hunderttausende Aktivist*innen getragen. Darüber hinaus unterstützen solidarische Gruppen aus dem In- und Ausland die Rebell*innen vor allem in den Bereichen Gesundheit, im alternativen Kaffee-Handel und durch Menschenrechtsarbeit vor Ort.
(…) Bis heute reagieren die Regierung und die lokalen Machthaber mit Desinformation, Repression und Gewalt auf die Forderungen und Fortschritte der zapatistischen Bewegung.
Die EZLN sieht ihren Aufstand in einem weltweiten Kontext und rief bereits 1996 zur Bildung einer „Internationalen der Hoffnung“ auf, um gemeinsam und gleichberechtigt mit anderen Bewegungen weltweit gegen die negativen Auswirkungen der kapitalistischen Globalisierung und für eine solidarische Gesellschaft und den Erhalt der Natur zu kämpfen. Ihr „YA BASTA!“ („Es reicht!“) gibt seit 1994 vielen Menschen auf der ganzen Welt Kraft und Hoffnung und beweist, dass emanzipatorischer Widerstand möglich ist.
Dorit Siemers und Luz Kerkeling